Die „Tante Käthe“ ist erster Anlaufpunkt für Arminia-Fans in Berlin. Hier spricht Betreiber Lothar Hartl über Bäume im Schankraum, sangesfreudige Arminen und die Vorbereitungen aufs Finalwochenende.

Lothar, schon ein bisschen Bammel vor dem Wochenende? 50.000 Bielefelder in der Stadt und alle wollen zu euch?
Nein, wir freuen uns drauf. Das Finalwochenende wird sicher der bisherige Höhepunkt des Projekts „Tante Käthe“. Wir haben genügend Fässer Bier und genügend Personal, Laune und Motivation sind ebenfalls vorhanden. Also, die Arminen können kommen.
Welcher Verein war bisher für den größten Ansturm verantwortlich?
Am Finalwochenende des SC Freiburg ging es hoch her. Wir übertragen ja auch die Spiele des SC. Da tauchten am Freitagabend rund 500 Freiburger Fans auf und haben ab 18:00 Uhr bis fünf Uhr morgens früh durchgesoffen. Das war beeindruckend. Aber das traue ich euch natürlich auch zu.
Ihr zeigt Spiele ganz unterschiedlicher Klubs, du kannst also ganz gut beurteilen: Wie schlagen wir uns als Exil-Fans?
Die Arminia-Fans sind definitiv mit den Römern die lautesten. Nicht falsch verstehen: Die Römer singen lauter und länger, aber bei der Stimmung könnt ihr locker mithalten. Und in der Trinktabelle sehe ich euch im guten Mittelfeld. Arminen sind durstig, aber nicht zu durstig. Alles im Rahmen, aber mehr als die Freiburger trinkt ihr schon.

Du und dein Geschäftspartner Eric betreibt die „Käthe“ ja schon lange. Wie kamt ihr dazu, eine Fußballkneipe aufzumachen
Eine klassische Studentenidee. Betrunken. In der Küche. Spät nachts. Aber es hat sich gelohnt, auch weil der Standort am Mauerpark ein ganz besonderer ist.
In welcher Kneipe wachsen sonst zwei Bäume durchs Dach? Die waren schon da, bevor gebaut wurde, gehören zur Konstruktion und halten das Dach.




Das obskurste Spiel, das ihr jemals gezeigt habt?
Unser neuer Arsenal-Frauen-Fanclub fällt mir da ein. Klasse, dass wir jetzt Frauenfußball Premier League zeigen. Ansonsten hatten wir schon exotische Spiele aus der brasilianischen und der argentinischen Liga.
Die Bewirtschaftung war schon mal leichter für Fußballkneipen. Viele Gastwirte klagen über die hohen Preise der Streaming-Anbieter.
Die Übertragungen kosten richtig viel Geld. Früher gab es nur einen Anbieter, jetzt gibt es eine ganze Menge unterschiedlicher Sender. Nicht zu vergessen die Tagesstreams und Tageskarten, wenn wir südamerikanischen Fußball zeigen. Die Kosten sind fast schon wie eine zweite Miete. Andererseits wollen wir den Leuten schon alles zeigen, was sie sehen wollen. Wir sind keine Fußballkneipe nur für die ganz großen Spiele, sondern auch für spezielle Wünsche.

Wie kam es eigentlich dazu, dass die „Käthe“ als Synonym für Arminia in der Hauptstadt gilt? Seit wann ist Euer Lokal der zentrale Anlaufpunkt?
Alles fing an in der Pokalsaison 2014/15. Da seid ihr hier aufgetaucht, mit einer überschaubaren Truppe von zehn Arminen, im Achtelfinale oder in der zweiten Runde. Und dann hat sich das so wie eine Zellteilung vergrößert, gegen Wolfsburg im Halbfinale waren dann 200 Leute da.
Euer Schild über der Tür „Betreutes Fußballschauen“ ist ein beliebtes Fotomotiv für Touristen. Wie sieht denn diese Betreuung aus?
Wir begleiten Sorgen und Freude unserer Gäste einfühlsam und haben bei Niederlagen wirksame Medizin im Kühlschrank, deren Wirkung in Sekunden nachgewiesen ist. Eiskalten Jägermeister zum Beispiel.
Lothar Hartl betreibt gemeinsam mit Eric Falkenhahn die „Tante Käthe“ in der Bernauer Str. 63–64, 13355 Berlin. Das Gespräch führte Stefan Hollensteiner, Präsident der Arminia Fans Berlin.