Am Samstag um 20 Uhr wird das Finale im Olympiastadion angepfiffen. Wir wissen aber jetzt schon, wie es ausgeht. Das Protokoll eines turbulenten Abends
Samstag, 18:45 Uhr
Eintreffen der Mannschaften im Olympiastadion. Der VfB Stuttgart hat darauf bestanden, dass die Kabine der Schwaben mit echtem Hermelin und Blattgold ausgekleidet wird. Als Durstlöscher vor dem Aufwärmen wird den Spielern ein Champagner aus dem Weingut Chateau Lafite Rothschild gereicht. „So wie es uns als Erstligisten gebührt“, schmunzelt Vorstand Alexander Wehrle. „Aber selbstverständlich begegnen wir den Bielefeldern auf Augenhöhe“.
Samstag, 19:45 Uhr
Die Pokalbotschafter Fabian Klos und Jogi Löw bringen den DFB-Pokal aufs Spielfeld. Der eigentlich kurze Fußweg aus den Katakomben aufs Spielfeld dauert jedoch fast eine Viertelstunde, der Altbundestrainer besteht auf drei ausgedehnte Espresso-Pausen. „Mer wolle uns scho au net hetze“, bescheidet Löw den drängelnden Protokollchef des DFB und bestellt noch einen Doppio.
Samstag, 20:05 Uhr
Anpfiff. Der VfB Stuttgart beginnt forsch, das Kombinationsspiel der Schwaben gerät allerdings ins Stocken, auch weil der Rasen erstaunlicherweise nicht gewässert worden ist. Der VfB beschwert sich umgehend bei DFB-Geschäftsführer Andreas Rettig, der den Stuttgartern eine Telefonnummer diktiert. Die VfB-Funktionäre wählen die Nummer, es meldet sich ein Altbekannter. „Fernando Carro am Apparat, wer spricht?“
Samstag, 20:20 Uhr
Das Spiel plätschert so vor sich hin, der Drittligist hält sich wacker. Plötzlich dröhnt ein Ruf von der Tribüne: „Kniat raus!“ Der Trainer blickt überrascht die Ränge empor. Ein kleiner Scherz von Präsident Rainer Schütte.
Samstag, 20:43
Gibt´s doch gar nicht! Der Außenseiter geht durch Marius Wörl in Führung. Die halbe VfB-Defensive ist gerade am Spielfeldrand, um frisch eingetroffenen Beluga-Kaviar zu verkosten, da nutzt der Youngster die Gelegenheit und netzt humorlos ein. Was Wörl nicht weiß: Durch diesen Treffer verlängert sich sein Vertrag in Bielefeld um drei Jahre. Michael Mutzel Masterclass!
Samstag, 20:55
Angespanntes Warten im weiten Rund, der Treffer wird bereits seit zwölf Minuten vom VAR überprüft. Die Entscheidung verzögert sich, weil der zuständige Referee im Kölner Keller gerade noch an der Kaffeemaschine im Vorraum auf seinen Cappucchino wartet und die Maschine gerade die Milchschaumdüse reinigt. „Das dauert oft ein bisschen länger“, lacht der Unparteiische und schlurft dann gemächlich zu seinem Arbeitsplatz. Tor zählt!
Samstag, 21:20
Stuttgart rennt an, sucht immer wieder Lücken im Bielefelder Abwehrverbund. Es
scheint nur noch eine Frage der Zeit, bis der Stuttgarter Ausgleich fällt. Kniat überlegt spontan, Fatmir Vata und Rüdiger Kauf aus der Seniorenmannschaft zu reaktivieren, da greift der findige Zeugwart Rainer Schonz zu einer cleveren Maßnahme. Spieler des VfB berichten später von einem nahezu unerträglichen Geräusch, das jede Konzentration aufs Spiel unmöglich gemacht habe: „Wie eine Mischung aus kreischendem Robbenbaby und Warnsirene“, versucht Nick Woltemade zu beschreiben. Zeugwart Schonz beleidigt: „Ich habe nur einen Hit von Andrea Berg angestimmt“. In die Verwirrung hinein fällt das zweite Tor der Arminia.
Samstag, 21:55
Dann ist Schluss, Arminia ist Pokalsieger! Riesenjubel, das Marathontor eskaliert. Derweil Mitch Kniat am Mikrofon: „Natürlich kann die Mannschaft ein bisschen feiern. Und wir werden sicher im Getränkemarkt eine günstige Limo erwerben können. Aber es ist klar, wir werden nicht über die Stränge schlagen. Schließlich wartet noch der Saisonhöhepunkt auf uns: Das Endspiel im Westfalenpokal gegen die Sportfreunde Lotte“.