Wie das politische Berlin auf das Finale blickt, das wollten wir aus berufenem Munde wissen. Die Redaktion hat mit Stefan Schwartze (MdB) gesprochen, dem Vorsitzenden des Fanclubs „DSC Arminia Bundestag“.
So eine Teilnahme am DFB-Pokalfinale bringt doch ziemlich viel bedeutungsschwere Begleitmusik mit sich: Wir sind bundesweites Smalltalk-Thema Nummer 1, kommen in die Hauptnachrichten aller Sender und auch die Bundespolitik kommt an Arminia nicht vorbei.
Den Pokal überreicht sogar der Bundespräsident – und somit ein gebürtiger Lipper. Wenn das mal kein Omen ist…
Stefan, Hand auf’s Herz, wird man in den letzten Wochen als Armine im Bundestag anders behandelt als sonst?
Es gibt jedenfalls Schulterklopfer von Leuten, die sonst eher mitleidig geguckt haben. Übertritte gibt es wegen des großen Erfolgs zwar noch nicht, aber im Parlament drückt uns sicherlich eine Mehrheit am 24. Mai die Daumen. Viele sind beeindruckt!
Im Bundestag sind die Bayern, der BVB, Schalke, Frankfurt und die anderen ganz Großen mit Fanclubs vertreten. Und dann Arminia. Wie kommt’s?
Manche in OWL ahnen vielleicht gar nicht, welchen Klang der Name Arminia Bielefeld bundesweit hat. Mal am Boden, mal obenauf, selten Mittelmaß. Ein solcher Club ist kaum jemandem egal, das merke ich auch in den Gesprächen mit Kolleginnen und Kollegen. Hinzu kommt, dass es einfach überall Ostwestfalen gibt. Auch im Bundestag, und das nicht zu knapp.
Euer Fanclub ist parteiübergreifend. Kann Arminia-Blut dicker als Partei-Wasser sein?
Wir haben alle demokratischen Fraktionen im Vorstand vertreten, genau. Und mit Arminia haben wir etwas, das uns über Politik und die Dinge, die uns dort trennen, hinaus verbindet. In unserem Beruf stehen die Unterschiede oft im Mittelpunkt. Im Fußball finden wir jedoch auch neue Gemeinsamkeiten.
Kann es in schwierigen politischen Situationen sogar helfen, wenn man sich über die gemeinsame Leidenschaft für den Fußball schon etwas kennt?
Es sorgt jedenfalls dafür, dass wir uns ein bisschen besser zuhören. Und das ist heutzutage schon eine ganze Menge.
Stefan, der neue Finanzminister ist dein Parteifreund. Wann kommt das neue Sondervermögen zur Rückverpflichtung von Marius Wörl? Sowas sind doch die Zukunftsinvestitionen, von denen ihr immer redet!
Die Gespräche laufen, aber diskret. Geduld!
„Die da oben“ machen sich ja laut Volksmund die Taschen voll. Sag an, wie viele Tickets habt ihr von DFB und Bundesregierung geschenkt bekommen?
Keine! Ich habe mich als langjähriges DSC-Mitglied wie alle anderen beworben und hatte bei der Verlosung glücklicherweise Erfolg. Wieder andere haben eine Dauerkarte. Aber es werden längst nicht alle im Stadion sein können.

Was passiert in der Bundestagssitzung nach unserem Pokalsieg? Laola im Plenum? Gesänge? Redest Du im Trikot am Pult?
Termine im Trikot sind fest eingeplant! Doch ansonsten freut sich der Ostwestfale ja gerne im Stillen, insofern werden wir im Plenarsaal eher dezent triumphieren.
Auch aus taktischen Gründen, damit die Präsidentin bei der Sitzungsplanung auf künftige Europapokalspiele Rücksicht nimmt?
Darüber habe ich mit Frau Klöckner noch nicht sprechen können. Aber ich würde selbstverständlich direkt auf die UEFA zugehen und für Spieltermine in Brückentagswochen werben, damit viele Arminen mitreisen können. Und dass in solchen Wochen das Parlament nicht tagt, käme unserem Fanclub natürlich auch ganz gelegen…
Stefan, wir danken Dir für dieses Interview und werden bei Phoenix verfolgen, wie sich unser Trikot im Plenarsaal so macht.
Stefan Schwartze wird am Vortag des Finales 51 Jahre alt, ist MdB aus dem Wahlkreis Herford/
Minden-Lübbecke II. Der Fanclub wurde 2016 offiziell gegründet und hat heute 35 Mitglieder.
Das Gespräch führte Kevin Kühnert.